Ich mit einer schmerzlichen Erkältung und Maske im Supermarkt. Nur die schnelle Tasche mit dem Portemonnaie über der Schulter hängend stehe ich vor der Käseauslage. Daneben ist die Käsetheke mit einer Servicekraft dahinter. Meine Brille ist in der Alltagstasche mit Ohropax, Creme, Deocreme, Kopfschmerztabletten, Kopfhören, faltbarer Einkaufsbeutel und mehr für Eventualitätsdingen. Also frage ich die Servicekraft von nebenan, ob es einen bestimmte Sorte gibt. Den Ziegenkäse soll ich mir selbst raussuchen. Irgendwo unter den abgepackten Beutelchen mit kleingeschriebenen Inhaltsangaben auf den Etiketten müsste er sein. Ich verschweige das mit der Brille. Gehe zum Brötchenstand weiter. Mit fiebriger Erkältung sehe ich zu, wie eine Frau vor mir Brötchen einpackt. Sich dann noch einen Tüte holt und einpackt. Frei, konzentriert auf ihr Tun, ohne zu merken, dass ich da bin. Während ich die Frau vom Käsestand beobachte wie sie freundlich zugewandt mit einer anderen Kundin Smalltalk führt. Als die Brötchenklappe fällt, erschrecke ich. Ich merke mein inneres Aufgeweichtsein. Ich würde sofort merken, wenn hinter mir jemand steht beim Einpacken. Aber es wartet zum Glück niemand hinter mir laut Luft auspustend. In meinem Kopf, ein Hin und Her, ob ich noch Ziegenkäse möchte. Ich gehe hin und fühle mich psychologisch korrekt, meinen Wunsch nicht zu übergehen durch meine Interpretation “ wie unhöflich“. Also Realitätsscheck. „Mal sehen, ob ich den finde.“ Ich verstehe nicht, warum die Verkäuferin das sagt. Bin doch aufgerückt von der Selbstbedienung zu ihrem Thekenbereich. Sie findet ihn. Den Preis kann ich auch ohne Brille erkennen. „100 Gramm bitte.“ “ Das wird schwierig.“ „Machen sie wie sie denken.“ Unsere Blicken treffen sich, ich erkenne Eskalation. „Ist mir egal, wie es für sie am besten zu schneiden geht.“ Ob vorne oder seitlich. Dann erzählt sie mir, dass sie sich letzte Woche geschnitten hat. „Der Kunde hat noch gelacht. Da hätte ich im glatt, das Messer reinrammen können.“ Das klingt echt. Ihre Sprachmeldodie ist beängstigend. Ich schaue auf das lange Messer. Bekunde Verständnis, „Ist bestimmt scharf.“ Sie lächelt leicht ab. „Das nicht.“ Als ich den Käse in der Hand halte, wird mir einiges klar. Bei 100 Gramm ist man nah dran am Messer. So wie bei mir, die schmerzhafte Erfahrung, schlecht behandelt zu werden. Allein schon die Nähe schmerzt, wieder verletzt zu werden.