Intrinsisch motiviert sein beim Daten

Ich komme gerade aus dem Badesee. Meine Haare sind nass und zum Knoten zusammen gebunden. Da sitzt die Frau, blond, rote Lippen und lächelnd und ich merke wie der Fokus von Dir auf sie geht. Das kränkt mich. Wir sprechen über die Leichtigkeit, die von ihr auszugehen scheint und warum man selbst nicht so tickt. Und dann gehen deine Blicke immer wieder zu ihr hin. Ich fühle mich unwohl dabei. Möchte mich am liebsten verstecken. Finde mich mit deinen Augen sehend nicht mehr schön genug. Ich gehe auf Toilette, verlasse die Situation, bekomme wieder den Filter, dass es mir leichter fällt, zu sehen, was jetzt gerade wichtig ist. Ich nehme die Creme aus der Tasche. Genau so sehe ich nach dem Sport aus. Wenn mein Gesicht strahlt. Und dann öffne ich meine Haare. Ich mag sie nicht, wenn sie nass sind. Und ich merke, dass sie sehr schön sind, wenn ich sie nach hinten streiche mit dem Gel wie ein Model. Dann noch ein bisschen Lipgloss und ich fühle mich wieder selbstbewusster. Du hast mir erzählt, dass Du auf der Suche bist nach einer Frau, bei der man sich einfach treiben lassen und sein eigenes Leben vergessen kann. Einfach nur eine gute Zeit zusammen haben, hast Du mir erzählt . So eine Frau möchte ich sein. Ich sehe mich noch einmal im Spiegel an. Mein Selbstwert ist zurück.

In einem Podcast von Frau Dr. Ursula Davatz im Umgang mit ADHS, ist mir folgende Äußerung wie ein MeeresSonnenuntergang in Erinnerung geblieben, sich nicht von fremder Motivation ablenken lassen. „Menschen mit ADHS kommen besser durchs Leben, wenn sie intrinsisch motiviert sind. Stehen sie zu sich und lassen sie sich nicht von fremder Motivation ablenken, denn die hält nie an.“

Frau Davatz sieht ADHS als Persönlichkeitsmerkmal nicht als Krankheit. Und erst durch eine dysfunktionale Umgebung entstehen daraus psychische Problemen. Beispielsweise wenn man in seiner Kindheit in einer dysfunktionalen Gesellschaft aufgewachsen ist, in einem undemokratisches System, wo mit Druck Menschen zu einer bestimmten Persönlichkeit umgebogen werden sollten. Gehorsam sein und folgen, schlimm wenn dieses Ideal auch noch mit Gewalt durchgesetzt wird. Und in der Familie keinen Schutz gibt, weil dort bereits das anderes genetisch aufgebaute Gehirn zu psychischen Erkrankung geführt hat, „dann beginnt das Mädchen“ nach Aussage von Dr. Davaz „die Rolle des Lückenschließers zu übernehmen. Und Empathie übernimmt die Rolle der Selbstvorsorge. Die Selbstvorsorge kommt dann zu kurz und diese Mädchen wissen nicht so richtig, wer sie sind, indem sie eine schlechte Selbstwahrnehmung haben.“

Als du beim Essen immer wieder zu der blonden Frau rüber schautest, konnte ich mich gar nicht mehr wahrnehmen. Ich empfand mich als ungenügend und erst vor dem Spiegel kam ich wieder zu mir, indem ich an vertraute Handlungen und Erinnerungen anknüpfte. Ich wollte Dir bei unserem 2. Date gefallen und gerade eben hatte es den Anschein, dass ich es nicht mehr tat. Zwar fand ich mein Selbstwertgefühl zurück, aber es war auch darauf gerichtet, dass du mich wieder attraktiv findest. Mein Selbstwertgefühl ist durch dein Verhalten gefallen und danach wieder durch meine Bemühung gestiegen und durch deine anschließende Aufmerksamkeit wieder gestiegen bis es wieder fiel, als du dich nicht wie verabredest gemeldet hast.

Jetzt freue ich mich wieder mehr auf mich. Ich hatte mich ein bisschen verloren. Und es hilft mir, meine intrinsische Motivation erkennen und wahrnehme zu lerne und das dies mein neuer Kompass wird nicht nur beim Daten.. Denn damit kann ich was anfangen anstatt danach zu schauen und wahrzunehmen, was der andere von mir erwartet: Offenes Haar anstatt wie ich es besonders mag, mein Haar zu einem Knoten oder Zopf zu binden oder tiefe Gespräche anstatt meinem Partner mit Leichtigkeit abzulenken von seinen Problemen. Weil er sich das von einer Frau wünscht.

Diese neue Sichtweise, dass auch nach einer dysfunktionalen Kindheit die jetzige Umgebung, dabei helfen kann, mit der breiten Aufmerksamkeit gesünder und lebenswerter umzugehen und präventiv helfen kann, Gefühlsstau und Stress zu regulieren, um sich selbstwirksamer fühlen zu können, weil die Reaktionen nicht automatisch über einen reinfallen, macht mich sehr glücklich. Wenn ich nicht in dem gewohnten Verhalten stecken bleiben muss mit dem Mechanismus der Anpassung zu reagieren. Und ich lerne meine innere Umgebung dadurch zu veränderen, indem ich den Fokus umlege auf Selbstwahrnehmung anstatt Fremdwahrnehmung, Selbstwert statt Selbstkritik und ein Recht auf Teilhabe anstatt Schuldgefühle da zu sein, weil ich es in der Vergangenheit so erlebt habe. Nur weil ich damals unerwünscht war und störte. Und das ich durch eine veränderte Denkweise mein inneres Umfeld verändern kann, so dass die emotionale Zufuhr gestoppt wird durch Selbstanklage und Selbstvorwurf anders sein zu müssen. Dass ich mir Selbstsicherheit zurück erobern kann, indem ich aus dem inneren heraus agieren übe anstatt nur auf das Außen zu reagieren und so immer nur der Mittler bleibe, für die Bedürfnisse anderer anstatt ich selbst zu sein.

Der Gedanke der Soziologin Florence Gaub gibt mir weiterhin Mut, es schaffen zu können mich aus dsyfunktionalen inneren und äußeren Systemen zu befreien. Und damit möchte ich meine emotionale Aufladung verkleinern und damit verbundene unkontrollierte Gefühlsausbrüche. Indem ich die Kontrolle über meinen Art zu Denken zurückgewinne anstatt destruktiv wie gewohnt und vertraut weiter zu denken. Darauf habe ich schon so lange gewartet nach Antworten, wie ich das verändern kann hin zur Konstruktivität. Anstatt zu schauen, was kann alles passieren, zu schauen, was kann ich alles tun, um mich wieder mehr selbstwirksamer statt hilfloser zu fühlen. Ich bin gespannt auf mich und meinen Hyperfokus. Denn wenn ich in ihm bin, habe ich eine Ressource, die mir hilft. Das ist meine Ressource, die zu mir gehört, und mit zur Seite steht, meine Empfindsamkeit und breite Aufmerksamkeit bestens leben zu können. Das ist meine erste Ressource, wo ich sage, damit kann ich etwas anfangen,weil sie zu mir gehört.

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