Ohne Titel

Ich fühle mich verloren. Wie wenn ich alles Mögliche getan habe und trotzdem keinen Erfolg verzeichne bei den geführten Bewerbungsgesprächen. Diese Gedankenexplosion in meinem Kopf als mir eine Frage gestellt wird. Die Komplexität meiner Denkweise lieferte also gleichzeitig auf vielen Kanälen ihre Informationen. Ich greife eine davon auf. Aber schon meldet sich eine neue Information. Diese halte ich zurück. Das nicht zu KONFUS WIRKEN WOLLEN, hält mich zurück diesen Gedankenfaden aufzugreifen. Und zum Schluss würge ich das Gefühl ab, versagt zu haben mit etwas Schokolade, aber nicht zu viel. Mit dem Satz: dass Glück kommt zu Dir, Du musst nicht danach suchen, beende ich mein Gefühl des Versagens und der Angst vor negativer Aufmerksamkeit. Diese Übergänge sind hart zwischen ich begreife gar nichts mehr und des absoluten Begreifens.

Ich hatte mal auf dem Dachsims sitzend, einen Aufsatz geschrieben. Da bin ich als achtjährige die Eisenleiter hochgeklettert, hab die Dachluke geöffnet, raus geklettert und mich auf den Sims gesetzt, wo normalerweise der Schornsteinfeger arbeitet. So saß ich und dachte nach über Frieden. Später bekam ich einen Preis für meinen Artikel für die Schülerzeitschrift. Anders als der Schriftsteller aus dem Buch, das ich gerade las. Er rang um Anerkennung, von den coolen Leuten seiner Schule gesehen und gekannt zu werden. Irgendwann hatte er auch damit Erfolg. Während ich mich von den Misserfolge und Abwertungen breitkriegen ließ. Ich verriet meine Träume nicht. Aber irgendwann taten sie weh, unerfüllt zu sein oder so lange zu brauchen. Wir kamen aus einem Land, indem ein fürchterlicher Krieg war. Und ich war als achtjährige mitten drin. Es folgte eine ungerechte Doppeltbestrafung. Einerseits der Krieg, der sich heimlich in den Familien abspielte und dann in keiner Mehrheitsgesellschaft hinein geboren worden zu sein sondern in ein totalitäres System.

Für ein Kind ist es schrecklich, wenn Vertrauenspersonen plötzlich im Kind einen Feind sehen, weil es kindliche agiert und unbedarft war. Während die Eltern kriegstraumatisiert und verletzt mit Gewalt und Strafe auf das Kind reagieren. Das Echo der schrecklichen Erinnerung unreflektiert und unbehandelt ausagiert wird und Kinder emotional und körperlich misshandelt werden, wenn die Bezugsperson die Kontrolle verliert. In einer Diktatur zu leben, vergrößert das Leid der kriegstraumatisierten Menschen durch die politische Kontrolle in diesem kranken System. Das jede Kritik als Verrat falsch bewertetet und unverhältnismäßig reagiert mit Folter, Misshandlung und Kollektivmobbing.

Ich dachte von dem Jungen, der aus aus einer oppositionellen Familie kam, hätte es besser gehabt. Aber als euer Ausreiseantrag gestellt war, erfuhr ich später, traf dich die soziale Ausgrenzung. Andere Kinder wurden angewiesen, nicht mehr mit dir befreundet zu sein, sie mussten dich auf staatliche Anordnung meiden. Bildung wurde dir verweigert. Mit dem Gefühl, wertlos zu sein und es nicht verdient zu haben, gefördert zu werden, musstest du leben. Zu jung, um dieses perfide Spiel zu begreifen, wurdest du zu früh in diese Ideologie hineingeworfen und quälte und beschädigte. Du kannst mich nicht in Ostberlin besuchen. Es geht dir schlecht. Der Würgereiz ist da, wie wenn ich dir von deiner Mutter erzähle, die dich immer wieder mit dem Gürtel geschlagen hat. Die Erinnerung ist gut gesichert zum Schutz deiner kindlichen Psyche, aber Bauwerke mit der Architektur aus dieser Regierungszeit holen sie hoch. Triggern dich. Wir haben beide in diesem Unterdrückungssystem mit den verlorenen Nerven unserer Eltern gelebt.

Das Du und ich, Kind einer oppositionellen Familie, wie wir gegenseitig in die Arme des anderen flüchten. Wir sind uns beim Tanz begegnet. Es machte mir nichts aus, mit Dir zu tanzen entgegen sonstiger Erfahrungen. Nicht fähig, Bindung und Nähe auszuhalten, machte diese Verbindung so vertraut und innig. Es ging keine Gefahr aus. Es stillte unsere Angst vor unseren nachhaltigen Bedürfnissen. Denn unsere Verletzungen hatten uns normal zu spüren schwer gemacht. Erfahrungen, ausgeliefert zu sein, keine Kontrolle zu haben, machte uns zu echten Strukturfreaks. Die alles am liebsten erst abklären wollten, bevor irgendetwas weitergeht. Das machten wir auch so. Wir wussten, das UNS wird es morgen nicht mehr so geben. Nur jetzt dieses ganz nah beieinander liegen und Nähe ganz ungefährlich zu erleben. Ein Stück verlorene soziale Geborgenheit nachholen. Wie bei einem Baby, die Füße leicht zu massieren zur Beruhigung. Wir waren Kinder der selben Verletzung. Ich wollte dich halten und gleichzeitig mich. Deine Unnahbarkeit war Sicherheit und irrational. Offen dem anderen zu begegnen, weil von ihm keine Gefahr ausgeht frei von irgendeiner Erwartung ist nur verbindend, weil nicht ständig eine Versagensangst da ist. Der Druck, allein schon deshalb zu scheitern, wenn mich die vom Täter übernommen Selbstabwertung an die Wand stellt, falsch zu sein. Und das könnte dem anderen irgendwann auffallen.

Das alte kranken System zu verwandeln, gelang mir nicht nur dadurch, dass ich plötzlich in einem Neuen lebte. Ich arbeitete viel, nicht mehr Opfer zu sein oder so rüber zu kommen sondern Begegnungen auf gleicher Höhe zu erleben. Und zu erkennen, wenn der Täterintrojekt wieder Lügen über mich und über dich erzählt. Obwohl ich durch die zwei Kriege länger gebraucht habe, zum Gestalter meines Lebens zu werden, bin ich bereit für mein Leben.Vielleicht kommt das Glück ja jetzt zu mir. Ich war jedenfalls draußen und hab mich vorgestellt.

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