Dilemma mit mir selbst

Ausgequatscht mit einer Freundin. Jetzt ist es angenehm ruhig in mir. Ich muss richtig nachdenken, wie ich weiterschreiben soll. Denn jetzt verliert es an Bedeutung, dass ich bei der Pilatesprüfung nicht vor der Prüferin zugegeben wollte, dass ich kein Fachenglisch verstehe. Und ein andermal dass ich mich für einen Kurs bei der Ärztekammer angemeldet habe, weil ich dachte der Beratungskurs sein auch für Pädagogen anstatt ausschließlich für Ärzte geeignet. Das wäre alles nicht schlimm. Ich bekomme nur eine Krise, wenn ich in der jeweiligen Situation dann mitbekomme, dass ich „falsch“ gedacht habe. Wenn im Kursangebot steht: „Dieser Kurs ist für die Zulassung zur….Voraussetzung“, dann nehme ich das wörtlich. Und wenn eine Prüferin zur Prüfung plötzlich in einem deutschsprachigen Kurs englisch spricht, dann bin ich insgeheim froh, mir vor der Prüfung nicht all ihre Geschichten anhören zu müssen. Ihr Redefluss enthält viele Informationen, die ich um meine Konzentration halten zu können, nicht hören möchte. Normalerweise geht eine Prüfung nach 5 min los. Sie redet 45 min macht Pause, um dann dann neu zu starten. In dieser Zeit redet sie über ihren Unfall, andere Prüfungen und weitere Geschichten aus ihrem Leben. Das sie da aber auch wichtige Informationen für die Prüfung reinschmeißt, ist für mich nicht raus zu filtern und völlig unlogisch. Da ich hier her gekommen bin, um meine Prüfung abzulegen. So dass ich mich vor die vielen Informationen schützen möchte und nicht nach einer Übersetzung frage.

Doch statt zu erkennen, dass es sich hier für mich als reizempfindliche Menschen um eine unangemessene Bedingung handelt. Und es stresst mich erst hinterher, weil ich nicht alle wichtigen Ansagen der Prüferin mitbekommen habe. Und sie die ganze Zeit Blickkontakt zu mir sucht, obwohl ich sie nicht kenne und mir das sehr unangenehm ist. Oder wenn ich in einem Kurs sitze, der nur für Ärzte*innen sitze. Und es mir dann wie eine nie dagewesene Klarheit auffällt, dass es logisch ist, bei der Ärztekammer. Es ist mir peinlich, dass mir gerade das passiert. Eine Abfolge tausendfacher Erfahrung, wo ich etwas falsch verstanden habe und dem damit verbundenen negativen Feedback, kreist mich ein, lässt mich still sein, verstummen und Panik bekommen. Denn ich bin in äußerer Wachsamkeit, dass andere Menschen denken könnten ich bin dumm, dass ich so einfach Sachen nicht weiß. Doch in dem Moment bin ich so auf eine Sache fokussiert, dass ich den Gesamtkontext völlig überlese. Das macht mich traurig und wütend zu gleich. Dass die meisten damit kein Problem haben. Doch wenn mein Gehirn auf Hochtouren läuft und ich alles gleichzeitig wahrnehme, kann ich nicht wie viele andere, unwichtige Sinnesreize ausblenden und abschalten. Bei mir versucht mein Gehirn zeitgleich einzusortieren. Dadurch verliere ich Zeit in einer Umgebung des schnellen und spontanen Antwort geben müssen und des ganz automatisch intuitiven Abschätzen einer sozialen Interaktion Situation. Bei mir dauert es länger, um punktgenau und angemessen etwas zu einer bestimmte Situation sagen zu können. Nach der Sortierungsarbeit in meinem Kopf möchte ich etwas sagen. Ich kann auch Details benennen, die anderen vielleicht nicht aufgefallen sind. Doch haben die meisten die Sache schon wieder aus ihrem Kopf raussortiert und es ist erledigt für sie. Das nervt schon, wenn dann niemand mehr zuhören will, weil schon abgeschaltet wurde. Ich finde das nicht besonders tief durchdacht und mir fehlen tiefe Verbindung mit anderen. Die ich nicht bei denen finde, die nicht warten können. Die etwas nicht hören wollen, wenn etwas nicht in ihr Weltbild passt. Die Sache für sie schon erledigt ist.

Ist es okay, mich wegen derer nicht okay zu finden. Mir es nicht zu erlauben, okay zu sein. Wenn ich konzentriert bin, lässt mich das an den Fingernägeln kauen, wenn es keiner sieht. Mit Anspannung drücke ich meinen Fuß in den Boden, so dass sich mein Oberschenkelmuskel anspannt und gegen die Armlehne presse. Im gleichmäßigen Rhythmus von abwechselnder Entspannung und Anspannung wiederhole ich das. Warum schäme ich mich dafür, wenn es mir gut tut. Es ist ist nicht richtig zu sagen, dann kümmere dich doch nicht darum, was andere sagen. Wenn ich nicht diesen krassen Reiz der Menschen ausschalten kann, der meine Sinne kratzt. Wenn Menschen, die viel reden und eigentlich nichts sagen außer ihre Umgebung mit Informationen zu füllen und mehr über die Fehler anderen reden. Und nur wenig sich selbst reflektieren können außer sich selbst stetig bestätigt zu sehn.

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